László Krasznahorkai erhält den Nobelpreis für Literatur 2025
„… da verstummte plötzlich der Psalm, er schloss vor Schmerz und vor Schwindel die Augen und verstand, dass sie in Wahrheit nicht sahen, eher hörten, wie auch er von da an, und von da an alle drei schon blind und auf ewig, wie ruhig, lieblich und glucksend das Wasser ein paar Schritte von ihnen entfernt plätscherte in der auf dem Land lastenden gnadenlosen Nacht.“
Keiner hat die Welt so beschrieben wie László Krasznahorkai, nämlich so, wie sie vielen von uns möglicherweise gerade erscheint: Er erzählt, was fehlt. Er erzählt, was fehlt, an Menschlichkeit, an Trost, an das Heile, auch in der Kunst. All das ist verloren gegangen im letzten Jahrhundert, und dieses Fehlen bemerken wir in unserer Gegenwart vielleicht so schmerzhaft, wie schon lange nicht mehr. Und gerade das, dass wir es merken, ist vielleicht der Trost, die leise Hoffnung, die uns bleibt – die jedenfalls das große Werk dieses großen Schriftstellers vorantreibt. Ein Werk, das von seiner Konsequenz getragen wird und von einer leidenschaftlichen Sorge.
Passt da das Wort Freude? Denn ja, es ist eine ungeheure Freude. Und was für eine ungeheure Freude das ist, dass László Krasznahorkai in diesem Jahr den Nobelpreis für Literatur bekommt.
- Oliver Vogel, Verleger